Der dritte Schlag soll auf das Grün gehen
Am ersten Abschlag legte ich meine taktische Route für dieses „Par 5“ fest. „Den ersten Ball wegen des Gegenwindes flach halten. Den zweiten Ball links auf dem Fairway platzieren. Das gibt einen besseren Winkel für die hinten rechts platzierte Fahne. Der dritte Schlag soll auf das Grün gehen. Mit zwei Putts spiele ich das erste Par. Damit war mein Sprintbacklog für diese Bahn gefüllt und klar.
Drei unterschiedliche Rollen in mir wirken bei dieser Planung mit und begleiten mich auf dieser Runde. Der Product Owner erinnert mich an meine Vision für dieses Spiel und hat eine Vorstellung, wie ich die Bahn spielen soll. Das Team sagt mir, was technisch unter den herrschenden Bedingungen und in der aktuellen Form machbar ist. Dann gibt es noch den Scrum Master, der auf die Einhaltung der Prozeduren und Zeremonien achtet.
Vor dem ersten Abschlag erinnert mich mein innerer Scrum Master an meine Vorbereitung (Schlägergriff, Ausrichtung, Probeschwung). Mit dem Driver treffe ich den Ball zentral, aber zu tief und ziehe im Treffmoment die Arme leicht an. Vom Winde verweht fliegt der Ball in die rechte Rough-Kante. Mein Scrum Master ruft den Product Owner und das Team nach jedem Schlag zum Daily zusammen. Wir sprechen darüber „was haben wir gerade gemacht“, „wie gehen wir den nächsten Schlag an“, „was hat uns beeinflusst“ und „wie gehen wir damit um“. Der Product Owner bespricht mit dem Team die Alternativen. Variante A „voller Schlag aus dem Rough in Richtung Grün“ rettet das Par, ist technisch anspruchsvoll und riskant. Variante B „gezielter Schlag seitlich auf das Fairway“ ist einfacher umzusetzen, nicht riskant und bringt das Bogey. Der Product Owner denkt an die Vision und entscheidet sich für die Variante B.
Gelerntes sofort anwenden
Die weiteren Schläge gelingen wie geplant. Ich zähle die Schläge mit und vergleiche sie mit meinem Matchplan. Mein Burn down Diagramm gibt mir Auskunft, wie es in diesem Sprint läuft.
Nach Beendigung des Loches haben wir ein erstes Ergebnis oder Produkt Inkrement. Wir tragen das Ergebnis in die Scorecard ein und füllen damit ein Burn up Diagramm. Das zeigt unseren Stakeholdern den aktuellen Punktestand. In einer kurzen Retrospektive überlegen wir „was gut war (Entscheid für Variante B)“ und „was besser geht (Driverwahl)“. Diese Erkenntnisse nehmen wir mit in die nächste Sprintplanung.
Nachdem sich bei mir die Automatismen in den Prozeduren und Zeremonien eingestellt hatten konnte sich mein Scrum Master zurücknehmen. Product Owner und Team brachten die weiteren Sprints gut zu Ende.
2 Reaktionen auf “Wie „Scrum“ ist Golf spielen”
Frank Termer
Es könnte alles so einfach sein und manchmal ist es das auch! Genialer Vergleich von #Agilität und #Golfen!
Thomas Giesers
Hallo Matthias, da hast du eine sehr gute Analogie aufgebaut, besonders die Darstelltung der agielen Methode nach dem Fehlschlag zeigt die Flexibilität von Scrum sehr gut. Auf neue Situationen und Anforderungen angemessen eingehen und ins weitere Spiel integrieren. Beste Grüße Thomas