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Wie „Scrum“ ist Golf spielen

Matthias Gärtner

Gründer und Geschäftsführer der RUHR PM GmbH

... oder wie erkläre ich meinen Flight-Partnern Agilität

Bei einem Golfturnier gab mein Putter seinen Geist auf. Die Beschichtung der Schlagfläche löste sich ab. Ich erklärte meinen Flight-Partnern, dass ich „jetzt agil sein muss“. „Was heißt hier agil?“ war die Gegenfrage. „Das erkläre ich Euch im nächsten Spiel“ antwortet ich und hatte eine Aufgabe.

Wieviel Agilität steckt im Golfspiel? Bei meinen Überlegungen fand ich viele Parallelen zwischen der agilen Projektumsetzung und dem Golfspiel. Nun galt es, es den Mitspielern während der nächsten Runde dosiert und verständlich zu erklären. Wir verabredeten uns zum Scrum-Flight. Die Runde war vorgabewirksam, wegen der Ernsthaftigkeit des Themas.

Erster Austausch an der Driving Range: „Heute spiele ich mein Handicap“, „Ich will ein Birdie spielen“, „Hauptsache ich habe Spaß“. Meine Mitspieler hatten ihre Vision für die heutige Runde. Das Wetter war trocken und die Grüns schnell. Auf dem Übungsgrün legte sich jeder seine Taktik zurecht: „Lange und flache Drives – die machen ordentlich Meter“, „Grüns kurz anspielen, dann rollt der Ball noch weit“ und „Mein Holz kann ich stecken lassen – funktioniert gerade nicht“. So hatte jeder sein Produktbacklog gefüllt und es konnte losgehen. Es lagen 18 Loch oder besser gesagt 18 Sprints vor uns.

Kaputter Putter
Agilität Srcum Golf
Der dritte Schlag soll auf das Grün gehen

Am ersten Abschlag legte ich meine taktische Route für dieses „Par 5“ fest. „Den ersten Ball wegen des Gegenwindes flach halten. Den zweiten Ball links auf dem Fairway platzieren. Das gibt einen besseren Winkel für die hinten rechts platzierte Fahne. Der dritte Schlag soll auf das Grün gehen. Mit zwei Putts spiele ich das erste Par. Damit war mein Sprintbacklog für diese Bahn gefüllt und klar.
Drei unterschiedliche Rollen in mir wirken bei dieser Planung mit und begleiten mich auf dieser Runde. Der Product Owner erinnert mich an meine Vision für dieses Spiel und hat eine Vorstellung, wie ich die Bahn spielen soll. Das Team sagt mir, was technisch unter den herrschenden Bedingungen und in der aktuellen Form machbar ist. Dann gibt es noch den Scrum Master, der auf die Einhaltung der Prozeduren und Zeremonien achtet.

Vor dem ersten Abschlag erinnert mich mein innerer Scrum Master an meine Vorbereitung (Schlägergriff, Ausrichtung, Probeschwung). Mit dem Driver treffe ich den Ball zentral, aber zu tief und ziehe im Treffmoment die Arme leicht an. Vom Winde verweht fliegt der Ball in die rechte Rough-Kante. Mein Scrum Master ruft den Product Owner und das Team nach jedem Schlag zum Daily zusammen. Wir sprechen darüber „was haben wir gerade gemacht“, „wie gehen wir den nächsten Schlag an“, „was hat uns beeinflusst“ und „wie gehen wir damit um“. Der Product Owner bespricht mit dem Team die Alternativen. Variante A „voller Schlag aus dem Rough in Richtung Grün“ rettet das Par, ist technisch anspruchsvoll und riskant. Variante B „gezielter Schlag seitlich auf das Fairway“ ist einfacher umzusetzen, nicht riskant und bringt das Bogey. Der Product Owner denkt an die Vision und entscheidet sich für die Variante B.

Gelerntes sofort anwenden

Die weiteren Schläge gelingen wie geplant. Ich zähle die Schläge mit und vergleiche sie mit meinem Matchplan. Mein Burn down Diagramm gibt mir Auskunft, wie es in diesem Sprint läuft.
Nach Beendigung des Loches haben wir ein erstes Ergebnis oder Produkt Inkrement. Wir tragen das Ergebnis in die Scorecard ein und füllen damit ein Burn up Diagramm. Das zeigt unseren Stakeholdern den aktuellen Punktestand. In einer kurzen Retrospektive überlegen wir „was gut war (Entscheid für Variante B)“ und „was besser geht (Driverwahl)“. Diese Erkenntnisse nehmen wir mit in die nächste Sprintplanung.

Nachdem sich bei mir die Automatismen in den Prozeduren und Zeremonien eingestellt hatten konnte sich mein Scrum Master zurücknehmen. Product Owner und Team brachten die weiteren Sprints gut zu Ende.

Meinen Mitspielern konnte ich auf der Runde die Prinzipien und Werte der Agilität anhand konkreter Beispiele auf dem Platz erklären. Das Match habe ich gewonnen. Meine Mitspieler haben sich für die informative Runde bedankt. Sie haben die Grundzüge und Motivation für agile Vorgehensweisen verstanden. Aber beim nächstem Mal wollen sie „nur“ Golf spielen und freuen sich über meinen neuen Putter.



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Kommentare

2 Reaktionen auf “Wie „Scrum“ ist Golf spielen

Frank Termer

Es könnte alles so einfach sein und manchmal ist es das auch! Genialer Vergleich von #Agilität und #Golfen!

Thomas Giesers

Hallo Matthias, da hast du eine sehr gute Analogie aufgebaut, besonders die Darstelltung der agielen Methode nach dem Fehlschlag zeigt die Flexibilität von Scrum sehr gut. Auf neue Situationen und Anforderungen angemessen eingehen und ins weitere Spiel integrieren. Beste Grüße Thomas

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