Aufbau ‚Agile Testing‘

Ausgangs­lage

Die Bereiche Vertrieb und IT der innogy SE haben sich auf eine fokus­sierte, flexible und kunden­zentrierte – sprich agile – Zusammen­arbeit geeinigt. Dafür wurde ein Programm zur Weiterventwicklung aufgesetzt, in welchem ca. 17 agile Teams die Abläufe, Prozesse und IT Systeme weiter­entwickeln.

Zur Kundenzentrierung wurde ein neuer Anforderungs­prozess aufgebaut und die Umsetzung erfolgt über (Chief) Product Owner zusammen mit den Scrum-Teams. Auf Grund der komplexen IT-System­land­schaft und dem End-2-End Prozessfokus sollte zur Qualitäts­sicherung der CRM- und Abrechnungs­prozes­se ein Bereich ‚agile Testing‚ aufgebaut werden.

Aus dem bisherigen Vorgehen im ‚Wasserfall‘ standen somit KollegInnen zur Qualitäts­sicherung zur Verfügung.

Heraus­for­de­rung

Die Heraus­forderungen zum Aufbau des ‚agile Testing‘ waren somit klar:

  1. Der wichtigste Punkt war, die bisherigen rund 60 Test-KollegInnen abzuholen, mitzunehmen und ein agiles Verstän­dnis aufzubauen.
  2. Es musste eine Vorgehens­weise entwickelt werden, welche einerseits die E2E-Prozess­qualität sichert und somit einen stabilen Betrieb in den Fach­bereichen ermöglicht,
  3. Andererseits durfte der Vorteil der Agilität, die kürzere time-to-market-Zeit nicht zu stark in Mit­leiden­schaft gezogen werden.
  4. Und ganz nebenbei sollten die Kosten und Aufwände signifikant reduziert werden.

Lösungs­an­satz

Die wichtigste Ressource bei der Weiter­entwicklung von fachlichen Prozessen in IT-Systemen ist der Mensch. Entsprechend wichtig war es das bisherige Test-Team zu den agilen Methoden und neuen Arbeitsweisen abzuholen. Als Basis wurde die agile Methode Scrum vermittelt, so wie diese im übrigen Programm genutzt wurde.

Wichtiger war jedoch die Kultur und das menschliche Miteinander gemäß der agilen Werte aufzubauen – Offenheit, Vertrauen, Mut, Fokus und Commit­ment.

Nachdem sich die neuen agilen Teams gefunden hatten, wurde der Bereich ‚agile Testing‘ organi­satorisch neu aufgestellt. Es wurden verkrustete Strukturen entfernt, ein Reporting auf Knopf­druck eingeführt und einige Kleinig­keiten, die bislang viel Zeit gekostet haben, (z.B. Berech­tigungs­vergaben) vereinfacht.

Durch die Vielzahl agiler Teams und der komplexen IT Land­schaft mit CRM-, Abrechnungs-, Kalkulations-, Kampagnen-, Reporting-Systemen, vielen Schnitt­stellen und entsprechenden Abhängig­keiten wurde zentral entschieden trotz agiler Entwick­lungen quartalsweise Release durchzuführen. Die Release­vorgehens­weise ermöglichte es uns im Bereich ‚agile Testing‘ sowohl in den agilen Teams neue Funktionen zu testen, als auch vor den Releases Regressions- und End-2-End Tests (Lebenszyklustests) durchzuführen. Durch die kurzen Wege in die agilen Teams konnten so direkt die aufge­tretenen übergreifenden Fehler behoben werden.

Übliche Fehler­behebungen waren natürlich ausgenommen. So konnte auch der Time-to-Market-Ansatz durch einzelne gekapselte Trans­porte mit berück­sichtigt werden. Diese Trans­porte fanden nach finaler Qualitäts­sicherung zum Teil und je nach Priorisierung auch system­übergreifend statt. Durch ein neu aufge­bautes Testtool unter Berück­sichtigung der Abhängig­keiten von Kunden­prozessen konnten auch so Auslieferungen innerhalb eines Releases qualitätsgesichert stattfinden.

Die Zielerreichung hinsichtlich der Kosten­einsparungen bzw. Aufwands­reduzierung bei steigendem Qualitäts­anspruch konnte u.a. dadurch erzielt werden, dass unnötige organisa­torische sowie Berichts­strukturen (Stichworte: „auf Knopfdruck“ und „revisions­sicher“) vereinfacht wurden.

Ebenfalls war die agile Vorgehens­weise nicht für alle Mitarbeiter, welche zumeist aus den Fach­bereichen abgestellt waren, geeignet. Entsprechend wurde ein Kernteam je fachlich / prozessualem Themen­bereich aufgebaut. Zusätzlich wurde das übergreifende Prozess- und somit auch System[-]wissen (Stichwort: E2E-Testing) der KollegInnen aufgebaut.

Im Endergebnis hatte das Team somit ein übergreifendes Prozess­wissen und war gleichzeitig auf ein Themen­gebiet spezialisiert. Einzelne Sonder­themen wurden in enger Zusammen­arbeit mit dem jeweiligen Fach­bereich abgewickelt.

Ergebnisse

Durch die langjährige und intensive Begleitung der Über­führung und Optimierung des Testbereichs mit anfangs bis zu 60 Testern von klassischen Projekt­vorgehens­weisen in die agile Arbeit von skalierten agilen Teams im Weiter­entwicklungs­programm konnten wir gemeinsam die Ziele erreichen und Heraus­forderungen bewältigen:

  1. Es wurde ein Team aus motivierten Experten mit Weitblick und zum Großteil ITSQB(R)-zertifizierten KollegInnen aufgebaut, welches die agile Kultur und deren Werte lebt. Dies endete zuletzt in der Steigerung der Mitarbeiter­zufriedenheit (3x deutscher Meister).
  2. Es wurde ein neues Organisations­modell konzipiert und umgesetzt, welches die E2E-Prozess­qualität im Zusammen­spiel mit einem auf fachliche Prozesse ausgerichtetes eigenent­wickeltes Tool, sichert.
  3. Unter Berücksichtigung von Time-to-Market-Ansätzen konnten Verbes­serungen, insbesondere bei der Produkt­bereitstellung erzielt werden. Alles Web-/APP Aktivitäten sind weiterhin flexibel (außer bei Abhängig­keiten zum Backend) möglich.
  4. Durch die neue Aufstellung und Organisation konnte der Aufwand signifikant (>50%) reduziert werden.

 

Im Ergebnis stand ein zufriedenes und fokussiertes standort- und bereichsübergreifendes Team mit viel eigenem Know-How.

Kundenstimme

„Bei der Überführung und Optimierung des Testbereichs mit rund 60 Testern von klassischen Projekt­vorgehens­weisen in die agile Arbeit von skalierten agilen Teams im Weiter­entwicklungs­programm haben wir mit Erfolg auf die RUHR PM gesetzt. Von der Konzeption über die Umsetzung des neuen Organisations­modells sowie die Etablierung der agilen Kultur und der Werte im Team bis zur Steigerung der Mitarbeiter­zufriedenheit (Goldstatus) haben wir unsere Ziele erreicht.“

René Tiesarzik

Leiter Testbetrieb / Head of Qualitymanagement, innogy SE Retail B2C

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