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Neues aus der Kaffeeküche #1 – Learnings aus der Corona Krise

Christina Hofacker

Managerin Training & Executive Coach

Das Verständnis, wie wir arbeiten wollen, befindet sich unter dem Einfluss von Digitalisierung und ständiger Veränderung im grundlegenden Wandel. Die Grenzen zwischen Leben und Arbeiten verschwimmen und wir müssen uns neu organisieren und moderne Arbeitsweisen erlernen.

Durch die Corona Pandemie haben wir unsere Arbeitsweisen hinterfragt und angepasst und uns ein Stück in Richtung New Work entwickelt:

  • wir arbeiten aus dem Homeoffice statt im Büro
  • wir nutzen im beruflichen Kontext neue Kommunikationswege
  • wir haben das Thema Digitalisierung auf allen Unternehmensebenen erschlossen

Es hat sich viel verändert im letzten Jahr. Doch Veränderung und Wandel sind keine Selbstläufer. Um modern arbeiten zu können und eine neue Form der Zusammenarbeit zu gewährleisten, erfordert es aktives Mitgestalten. Natürlich wird man sich an Bewährtem orientieren, jedoch nicht unflexibel daran festhalten.


Neues aus der Kaffeeküche

Heute startet unserer Blogreihe "Neues aus der Kaffeeküche". Ich unterhalte mich regelmäßig mit interessanten Menschen über das Thema modernes Arbeiten und wie sich Arbeitsweisen, gerade im letzten Jahr, verändert haben. Diese Erfahrungen und Learnings aus den Gesprächen möchte ich gern mit Dir teilen.

Also mach Dir einen frischen Kaffee und nimm Dir den Moment, um an unseren Erfahrungen teilzuhaben!

 


Ein Bestandteil der modernen Arbeitswelt ist das Prinzip des "Sharings". Informationen und Wissen über Netzwerke zu teilen fördert die Zusammenarbeit und verändert damit die Arbeitswelt zum Wohle aller. Dieses Prinzip des Teilens hat gerade in der aktuell schwierigen Zeit der Distanz und der Einzelkämpfer eine noch größere Bedeutung bekommen. Wissen und Learnings aus der Corona Pandemie zu teilen hilft, um schneller reagieren zu können und um gemeinsam gestärkt aus der Krise hervorgehen zu können.

Heute spreche ich mit Andre Kaiser, Geschäftsführer der Commerz Direktservice GmbH.

Andre ist gelernter Bankkaufmann und war nach seinem BWL-Studium in verschiedenen Filialleiterstationen und in der Zentrale in Frankfurt tätig. Seit 2017 leitet er das Programm Kundencenter 4.0 und treibt damit maßgeblich die Veränderung des Unternehmens an.

Außerdem ist er Papa von drei Kindern und kann neben den beruflichen Herausforderungen bei den Themen Notbetreuung und Homeschooling, sowie Jonglage im Alltag mitreden.

Sein Motto: # Einfach machen

Bei der Commerz Direktservice GmbH geben rund 700 Mitarbeiter in ihrem Job 24/7 alles, damit die Commerzbank ihr Versprechen halten kann: Bankgeschäfte einfacher, schneller und besser zu machen! Mit rund 7 Mio. Kundenkontakten jährlich ist die Commerz Direktservice GmbH integraler Bestandteil der Multikanalbank – über vielfältige Kanäle, von Telefon bis Video .

Durch Corona wurde auch die Veränderung bei der Commerz Direktservice GmbH noch stärker angestoßen und die modernen Arbeitsweisen beschleunigt. In einer beeindruckenden Weise lebt Andre moderne Führung, reflektiert die eigene Situation, zieht erste Lehren aus der Corona Krise und verändert die Art der Zusammenarbeit seines Teams und Unternehmens.

In unserem gemeinsamen Austausch haben wir uns mit den folgenden vier Themen beschäftigt und unsere Erkenntnisse für Dich zusammengefasst.


Learning 1: Eine neue Tagesstruktur etablieren

In der aktuellen Lage verschmelzen die berufliche und private Welt immer mehr miteinander und die gewohnte Tagesstruktur bricht weg:

  • Wir müssen uns fast täglich auf neue Umstände und Herausforderungen einstellen
  • Nicht selten ist der Laptop von 7-21 Uhr an
  • Mitarbeitende sind dauerhaft online und dadurch ständig für eine kurze Frage erreichbar
  • Mitarbeitende arbeiten dadurch gefühlt mehr als vorher

. . . Aber: Wer niemals richtig Feierabend hat, kann auch kaum abschalten.

Getting Things Done!

Regenerationsphasen sind von hoher Bedeutung. Sowohl für die eigene Gesundheit als auch mittelfristig für die Leistungsfähigkeit im Beruf. Aktuell ist die Besonderheit, dass sich die Arbeitszeiten im Team verschieben. Heißt die Eltern, die Betreuung und Homeschooling durchführen, werden eher nachmittags arbeiten, wenn der andere Elternteil vor Ort ist und ablösen kann oder auch hier und da mal abends.

Mitarbeitende, die das nicht betrifft, arbeiten eher zu den üblichen Zeiten zwischen 8 und 18 Uhr. Dieses asynchrone Arbeiten führt entsprechend zu einer asynchronen Kommunikation und dem Bedürfnis ständig online sein zu wollen, um auch eine Antwort, der Kollegin oder des Kollegen zu erhalten.

Learnings daraus sind zum einen, sich zu disziplinieren eine neue und angepasste Tagesstruktur zu finden und auch irgendwann Feierabend zu machen. Zum anderen diese Arbeitszeiten für das Team transparent zu machen und auch eine Verzögerung und Asynchronität in der Kommunikation in Kauf zu nehmen.

Ich selber habe die Corona Zeit genutzt, um meine komplette Arbeits- und Tagesorganisation noch einmal zu überprüfen und zu justieren und arbeite mit der Getting Things Done (GTD)-Methode. Dazu aber mehr in einem der nächsten Blog-Beiträge.


Learning 2: Entwicklung neuer Routinen und einer modernen Lernkultur

Lerninhalte und neue Routinen wurden in der Vergangenheit durch Präsenzworkshops gewährleistet oder durch Trainer und Coaches vermittelt, die vor Ort die Mitarbeitenden begleitet und unterstützt haben. Noch vor gar nicht langer Zeit wurde auch in der Commerz Direktservice GmbH darüber gesprochen, dass digitales Lernen eine schöne Möglichkeit wäre. Corona hat dazu geführt, dass aus der Möglichkeit ein Erfordernis wird und wir nicht nur drüber reden, sondern digitales Lernen einfach ausprobieren.

Die Macht des indirekten Lernens!

Während Du diesen Blogbeitrag liest, gleitet Dein Blick von links nach rechts über die Zeilen, ohne dass Du es bewusst machst. Du nimmst es jetzt erst wahr. Dasselbe gilt für körperliche Empfindungen. Vermutlich sitzt Du gerade. Dabei spürst Du den Druck der Stuhlfläche erst dann, wenn Du Deine Aufmerksamkeit darauf lenkst. Das zeigt, dass viele Informationen, die dem Gehirn zur Verfügung stehen, uns nicht bewusst werden. Und das ist auch gut so: Wir wären sonst von den permanent auf uns einfließenden Eindrücken völlig überfordert.

Was bedeutet dies nun für unser Arbeitsumfeld und die Corona Situation? Wir lernen in verschiedensten Situationen, auch in Strukturen einer komplexen Reizumgebung, ohne dies zu beabsichtigen oder es verbalisieren zu können. Also das Lernen als Rückwirkung von eigenen Handlungen.

Man muss sich also nicht zwingend eines Lernvorgangs bewusst sein, um etwas korrekt zu lernen oder zu verändern. Wichtig ist eine gewisse Achtsamkeit an den Tag zu legen und in die eigene Reflektion zu kommen. Dadurch Themen zu erkennen und daraus zu lernen und eine Anpassung von Routinen zu erzielen. Kurz: Eine Offenheit für eine moderne Lernkultur herbeizuführen.

Learning 3: Bestehende Prozesse hinterfragen

Veränderungen sind für uns Menschen erstmal grundsätzlich nicht sonderlich beliebt. Warum auch Dinge hinterfragen, wenn es doch gut funktioniert.

Eine erste Herausforderung ist also die Identifikation der wirklichen Verbesserungspotenziale – schließlich ist die Prozessarbeit kein Selbstzweck. Betriebsblindheit und die Konzentration auf das Abwickeln des Tagesgeschäftes sind zwei wesentliche Ursachen dafür, dass Verbesserungspotenziale kaum erkannt werden.

Natürlich sind bestehende Prozesse wichtig und richtig, sonst hätte man sie nicht eingeführt. In Corona Zeiten funktionieren jedoch manche Prozesse nicht mehr oder sind unbequem und müssen verändert werden.

Frage nach dem Warum!

Ein Hebel war auch bei Andre Prozesse konkret zu hinterfragen. Prozesse, die nicht veränderbar schienen, weil sie damals vereinbart und als Anweisung festgehalten wurden. Diese Prozesse wurden nun hinterfragt mit dem „Warum“. Dieses kleine Wort mit so großer Wirkung hat viele gesetzte Prozesse auf links gedreht und einen Turbo an Veränderung erzeugt.

Wir sollten hinterfragen, ob das, was wir tun, noch sinnvoll ist oder ob es vielleicht eine bessere, kürzere oder günstigere Variante gibt. Im Mittelpunkt steht, dass man eine offene und kreative Denk-Atmosphäre schafft, in der sich die Mitglieder des Teams über Notwendigkeit und Anpassung ihrer Prozesse austauschen können. Das regelmäßige Hinterfragen der Prozesse und Arbeitsabläufe stärkt die Zusammenarbeit im Team, entlastet den Einzelnen und führt zu mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Agilität hilft hier sich auf die Einfachheit zu fokussieren und klar zu priorisieren. Durch Einbindung der Mitarbeitenden, konkretes Hinterfragen, Ausprobieren und kleinschrittigen Vorgehensweisen konnten innovative Lösungen entstehen Prozesse erneuert und etabliert werden.


Learning 4: Neue Kommunikationswege und digitale Zusammenarbeit

Corona hat auch die digitale Zusammenarbeit beschleunigt. Teams mussten sich auf neue Technologien einlassen, um standort- und abteilungsübergreifend zu kommunizieren.

Moderne Werkzeuge, wie Chatfunktionen für die kurze Informationsweitergabe an das Team und Führungskräfte wurden eingeführt. Laut Aussage der Teammitglieder ist der Chataustausch und die Kommunikation viel intensiver und näher geworden. Wichtig ist dabei eine gewisse Chat-Etikette einzuhalten und neue Kommunikationsregeln zu etablieren.

Auch wenn wir aktuell auf Distanz arbeiten, so findet hier dennoch ein  “reales” Miteinander statt. Und das sollte stets so gestaltet werden, dass sich alle in der gemeinsamen Kommunikation wohlfühlen können. Es soll nicht zu Missverständnissen oder gar Streit kommen. Am besten gelingt die Netiquette, wenn man sich vorstellt, wie sich das, was man sagt, in einer ähnlichen Situation im Büro anfühlen würde. Das kommunikative Miteinander und Etiketten regelt das Team meist von allein und stellt schnell in sich die Regeln auf.

Herausforderungen von hybriden Meetings meistern!

Neben den schnellen Kommunikationsmöglichkeiten haben aber auch Meetings weiterhin festen Bestandteil im Berufsalltag. Die Herausforderung dabei ist oftmals die Durchführung von hybriden Meetings. Das sind Meetings, in denen neben Teilnehmern im Raum auch Teilnehmer virtuell hinzugeschaltet werden.

In der Corona Situation ist es das Bild, dass auf einmal die Hälfte der Mannschaft von zuhause arbeitet (natürlich mit Kamera an) und der andere Teil im Meetingraum sitzt (mit Maske und ohne Gestik und Mimik).

Die Herausforderung besteht darin, alle Teilnehmer gleichermaßen in die Besprechung einzubeziehen, um ein optimales Ergebnis zu erhalten – unabhängig davon, wo sich die einzelne Person befindet – und die technischen Herausforderungen optimal zu meistern. Einen unterhaltsamen Einblick, was alles passieren kann, wenn sich unser Videokonferenz Verhalten mit dem realen Verhalten vermischt bekommst du hier A Video Conference Call in real liveauf YouTube.

Wie bei jedem Meeting in Präsenz ist auch in hybriden Meetings folgendes wichtig:

  • Nimm Dir Zeit für die Vorbereitung
  • Formuliere ein klares Ziel: Was soll in der Besprechung erreicht oder geklärt werden?
  • Leite daraus einzelne Themen mit Zeitvorgaben, Unterzielen und Verantwortlichen ab
  • Achte bei der Durchführung auf eine technisch gute Ausstattung, um eine angenehme Meeting-Atmosphäre ohne Ablenkung zu gewährleisten
  • Geänderte Rahmenbedingen bedürfen neue Kommunikationsregeln für die Teilnehmenden des Meetings (Kamera an, stumm stellen)
  • Führe regelmäßig Retrospektiven durch, um  die Zusammenarbeit  stetig zu verbessern und eine dauerhafte Akzeptanz für diese anspruchsvollen Meetings zu schaffen und diese effektiv zu gestalten.

Coffee Summary

Diese Learnings lassen sich hervorragend in das New Work-Konzept von Frithjof Bergmann einfügen. Der Sozialphilosoph fordert darin eine Abschaffung der reinen Lohnarbeit zugunsten einer selbstbestimmten und erfüllenden Arbeit.

Das ist ein Paradigmenwechsel, der durch die Corona Pandemie ein Stück weit vorangeschritten ist. Modernes Arbeiten stellt neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten dar, die durch die Corona Krise verstärkt ins Bewusstsein getreten sind.

Schon heute lässt sich sagen, dass dank der Corona Erfahrungen vieles zur „digitalen Normalität“ geworden ist und wir einiges davon gar nicht mehr missen wollen. Andere Dinge fehlen im beruflichen Alltag und wir freuen uns, wenn es nach Corona dafür wieder mehr Möglichkeiten gibt.

Welche Learnings hattet ihr im letzten Jahr?

Vielen Dank, Andre, für den offenen Austausch und das Teilen Deiner Erfahrungen. Es hat Spaß gemacht!

Ich wünsche Euch, liebe Leser weiterhin viel Erfolg in diesen herausfordernden Zeiten und bleibt gesund.


Lass uns jetzt in den Austausch kommen, schreib mir eine kurze Mail!

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