Festpreis und Agilität – wie passt das zusammen? Der Umgang mit diesen beiden Rahmenbedingungen bei der Beauftragung und im weiteren Verlauf eines Projektes zeigt unmittelbar, wie die beiden Vertragsparteien miteinander umgehen (werden). Können die Auftragnehmer die Frage „Was bekomme ich dafür?“ angemessen beantworten? Sind die Auftraggeber bereit und in der Lage mit „wechselnden Anforderungen“ umzugehen? Im Zuge der agilen Umsetzung hat sich das „magische Dreieck“ des Projektmanagements gewandelt. Bei den klassischen Umsetzungsmethoden liegt bei Beauftragung eine fertige Spezifikation vor. Der Inhalt ist fix und Stellschrauben bieten Kosten und Zeitraum. Bei der agilen Umsetzung sind Zeit und Kosten vorgegeben, während der Inhalt variabel ist. Welche dieser drei Ecken können überhaupt „fest“-gemacht werden?
Am 17.10.2017 beleuchtetet die Mitglieder im Arbeitskreis „Projektmanagement“ des Bitkom die Fragestellungen in diesem Thema aus unterschiedliche Perspektiven. Die Methoden der klassischen und der agilen Projektumsetzung unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Die Teilnehmer arbeiteten die Vor- und Nachteile sowie hilfreiche Empfehlungen für beide Umsetzungsmethoden unter dem Aspekt des Festpreises heraus.
Das Hexagon des Projektmanagements
Herr Felix Braun von der codecentric AG erläuterte, wie das Dreieck des Projektmanagements (Inhalt und Umfang, Zeit und Kosten mit den Erwartungen der Stakeholder) sich zu einem Hexagon (Kundenzufriedenheit, Geschäftswert und Qualität) verändert.
Qualität: Definition of Done für jede User Story
Geschäftswert: Optimierung durch Impact Mapping
In zwei Beispielen zeigte er, wie agile Umsetzung und Festpreise in der Praxis funktionieren können:
„Geklärter Festpreis“: Beauftragung von Story Points und Methode „change for free“
„Kleine Festpreise“: Festpreis pro MVP (Minimum Viable Product) oder Release
„Risk Share“, „Profit Share“ oder „Pay per Use“ sind weitere Bausteine und Ideen, die in eine Festpreisgestaltung einfließen können.
Das agile Wasserfallmodell
Herr Dr. Ronald Hartwig von der untrouble GmbH stellte mit seinem „agilen Wasserfallmodell“ eine Lösung aus der Praxis vor. Durch eine Dreiteilung des eigentlichen Projektumfangs wird das Vertrauen zwischen Auftraggeber und Umsetzungsprojekt auf- und ausgebaut.
1) Visionsprojekt Festpreis
Design2Cost einer Vision
Klärung vieler Rahmenanforderungen
Ergebnis: Klare Anforderungen und definierter Zeitrahmen
Effekt: Einkauf wird zufrieden gestellt
2) Agiles Hauptprojekt
Bessere Schätzungen auf Basis des Visionsprojektes
Risiken sind besser beherrschbar
Vertrauensgrundlage ist vorhanden
Änderungen im Scope vertretbar
3) Agile Weiterentwicklung
Fühlt sich wie ein Wartungsvertrag an
Wird in der Regel ohne Problem beauftragt
Weitere Aspekte und Zusammenfassung
Herr Dr. Steffen Weichselbaum von Seven Principles AG fasst seine Erfahrungen unter „Agiler Festpreis – alter Wein in neuen Schläuchen?“ zusammen.
Es braucht gegenseitiges Aufeinander zugehen um die Agilität und Festpreisfähigkeit erfolgreich zu kombinieren.
Die Kombination aus agilem Vorgehensmodell und Festpreisfähigkeit ist ein zunehmend populäres Tool für eine immer komplexere Welt.
Herr Dr. Frank Marschall von der T-Systems International GmbH stellte das Konzept des „Konfigurators für agile Angebote“ mit folgendem Fazit vor.
Agilität bietet und erfordert neue Mechanismen in Projektangeboten/-verträgen
Feature-Modelle sind lohnenswerter Ansatz um Variabilität zu ermöglichen
Festpreis ist möglich, aber nicht immer und um jeden Preis
RUHR PM ist Mitglied im Bitkom, dem Digitalverband Deutschlands. 1999 als Zusammenschluss einzelner Branchenverbände in Berlin gegründet, vertritt Bitkom mehr als 2.500 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, unter ihnen 1.000 Mittelständler, 400 Start-ups und nahezu alle Global Player. Matthias Gärtner ist seit 2010 aktiv im Kompetenzbereich „Software“ und hat dort seit 2012 die Position des Vorstands des Arbeitskreises „Projektmanagement" inne. Hier geht es zum Programm 2018 >>