Es gibt in der sechsten Edition einige auffällige Änderungen, die deutlich machen, dass bestimmte Konzepte für das PMI® an Relevanz gewonnen haben. So wird zum Beispiel das Konzept der Anpassung des Prozessmodells (das „Tailoring“) in der neuen Edition dadurch gestärkt, dass dazu in der Beschreibung jedes Wissensgebiets ein eigener Abschnitt gewidmet ist. Das PMI® legt Wert darauf, dass das Prozessmodell für die jeweilige Projektumgebung vom Projektmanager anzupassen ist und nicht einfach als fertige Arbeitsanweisung übernommen werden kann. Die relevanten Fragen, die Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung der Prozesse eines Wissensgebietes in der aktuellen Projektumgebung haben, werden dabei in einem eigenen, jedem Wissensgebiet vorangestellten Abschnitt beschrieben.
Dies gilt in gleicher Weise für die Anwendung des Prozessmodells in agilen, adaptiven oder iterativen Arbeitsumgebungen. Auch dazu gibt es jetzt in jedem Wissensgebiet einen eigenen Abschnitt.
Nachdem in der fünften Edition das Datenflussmodell vereinheitlicht wurde, werden mit der Edition sechs auch die Techniken zum Umgang mit Daten neu strukturiert. In den meisten Prozessen finden wir nun unter den Werkzeugen und Methoden eines Prozesses „Data Gathering -“ und „Data Analysis Techniques“, neben den bekannten Konzepten des „Decision Making“, „Interpersonal and Team Skills“, „Communication“ und „Communication Skills“.
Stärker betont wird in der neuen Edition auch die Klassifizierung der Prozesse nach Häufigkeit Ihrer Anwendung im Projekt. Jeder Prozess wird einer von drei Kategorien zugeordnet. Die Prozesse differenzieren sich demnach in:
- Prozesse, die nur einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt im Projekt ausgeführt werden,
- Prozesse, die regelmäßig nach Bedarf im Projekt ausgeführt werden und
- Prozesse, die kontinuierlich über den gesamten Projektverlauf durchgeführt werden.
Neue Ansätze betreffen insbesondere das Risikomanagement und das Earned Value Management. Im Risikomanagement wird eine neue Strategie „Escalate Risk“ beschrieben, mir der die Verantwortlichkeit für ein Risiko auf die nächsthöhere Managementebene (Programm, Portfolio, Unternehmen) verschoben wird.
Das Earned Value Management wird um das Konzept des „Earned Schedule“ erweitert, anhand dessen der Zeitfortschritt im Projekt genauer gemessen wird und einen eigenen Wert bekommt.
Der neue Prozess „Manage Project Knowledge“ macht schon deutlich, dass auch das Konzept der Lessons Learned stärker betont wird. Das Dokumentieren der Lessons Learned ist jetzt konkreter Bestandteil in den Prozessbeschreibungen.
Natürlich wird auch der „Competence Triangle“, den die PMP®s unter unseren Mitgliedern schon für die Aufrechterhaltung der Zertifizierung mittels PDUs kennen, in den PMBOK®-Guide aufgenommen. Die Rolle des Projektleiters und die benötigten Kompetenzen, die durch dieses Dreieck angesprochen werden, werden ausführlich im neuen dritten Kapitel des Guides beschrieben.